Kunst

Mitchell Anderson


«Is rich-kids art ruling?»

Kunstsammler*innen, so Donald Judd in «Complaints: part II», gehören weitgehend einer Klasse an. Entgegen einer gängigen Vorstellung trifft dies auch auf Künstler*innen zu, wie Mitchell Andersons Arbeit «Let Us Now Praise Famous Men», 2018/2025, zeigt.

Der in den USA aufgewachsene Künstler hat über öffentlich zugängliche Websites die Elternhäuser von Berufskolleg*innen ermittelt. Informationen und Schätzungen zu den Häusern, auch zu dem seiner eigenen Eltern, fand er auf der Immobilienplattform Zillow.com. Seine Recherche ergab für das Jahr 2018, dass nur sechs von 42 Immobilien unter dem Durchschnittswert von 218 000 USD für ein Haus in den Vereinigten Staaten lagen. Die bildschirmgrossen Prints der angeeigneten Internetseiten präsentieren sich in rötlichen Holzrahmen, die an den Luxus von Tropenholz denken lassen.

In dieser Fassung ist das Werk zum ersten Mal zu sehen. 2018 zirkulierte es als Booklet anlässlich der Ausstellung «Republic» im Pariser Kunstraum Sundogs. Der Titel bezieht sich auf Andy Warhols Gemälde «Let Us Now Praise Famous Men (Rauschenberg Family)», 1963, in der National Gallery in Washington. Dieses Gemälde wiederum verweist auf das gleich betitelte Buch von James Agee und Walker Evans aus dem Jahr 1941, das das Leben von verarmten Pachtbäuer*innen während der Grossen Depression in den USA dokumentiert.

Mitchell Anderson visualisiert in Gemälden, Neonobjekten und Objetstrouvés unbewusste Flecken unserer Gesellschaft.

Mit dem Thema von vererbten Privilegien setzt sich auch die Serie «Fortunate Son»,2017, auseinander. Die runden Gemälde geben vergrösserte Wahlkampfbuttons der Kennedy Dynastie wieder. Der Künstler, Kurator des Zürcher Kunstraums Plymouth Rock und Kunstkritiker problematisiert Klassenprivilegien in der Kunst zudem in Texten, so in «The Provenance of Privilege in the Primary Market», 2018, und «Is rich-kids art ruling?», 2024.
Beide liegen im Helmhaus Foyer auf. ● mh


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